Friedemann Dietzel  Friedemann Dietzel

Säulen der Freiheit - Thema der Skulptur:

Nichts Glattes, nur Krummes, lauter Knicke...“ - das Handwerk der Freiheit bzw.

als Arbeitstitel: „Auf der Kippe“ (gefährdet sein, sich in einer kritischen Lage, Situation befinden, noch unsicher, noch nicht entschieden sein)

Es soll eine abstrakte Skulptur aus gehobeltem, aufeinander, aneinander, ineinander geschich-tetem, verzahntem und gepresstem Pappelholz erarbeitet werden. Die Skulptur wird nicht statisch, sondern in „Bewegung“ erscheinen, aus den unten liegenden Holzschichten wachsend, vermeintlich kippend, dann wieder aufwärts strebend. Die Schichtungen bestehen aus vielen unterschiedlich kantig geformten Holzstücken, die raumgreifend und sich in verschiedene Richtungen bewegend angeordnet sind. Trotz des wuchtigen Materials entsteht ein fragiler Ausdruck, beschützenswert und dennoch voller Vielfalt und Kraft. Einzelne Schichtungen weisen in eine außerzentrische Richtung und bringen die Säule vermeintlich „zum Kippen“. Demgegenüber wirken andere Schichtungen als Gegengewichte und streben in Gegenrichtungen. Damit soll die Suche nach Balance deutlich werden, ein prozesshafter Weg, ein „nie fertiger“ Zustand, offen für Entwicklung und Wachstum.

Das Handwerk der Freiheit

Freiheit. In Dresden Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts als Insasse eines eingrenzenden Staates geboren, wurde mir der Anlass für die Beschäftigung mit der Sehnsucht nach Freiheit in die Wiege gelegt. In diesem Kontext entstand für mich eine existenzielle Grundprägung auf der Suche nach Freiheit. Nach den Erfahrungen im totalitären System, nach der Befreiung mit der Friedlichen Revolution, dem ausgekosteten Genuss von Reise – und Meinungsfreiheit kamen andere Dimensionen mit der Freiheit und ihren Umwege und Widersprüchen zum Tragen.

Die Suche und der Durst nach Freiheit und Entfesselung und der Kampf um Freiräume beschäftigten mich seitdem. Einschränkungen, Überformungen und Begrenzungen begegnen mir als gesellschaftliche und individuelle Phänomene. Als Sozialarbeiter arbeite ich in einer Beratungsstelle für Menschen in existenziell bedrängenden Lebensver-hältnissen. Die Lebens-situationen sind häufig Ausdruck von inneren und äußeren Begrenzungen, von massiven Ein-schränkungen an Wahlmöglichkeiten. Verwicklungen und Verkettungen führen zu einem hohen Maß an Fremdbestimmung und somit zum Gefangen Sein.

Freiheit steht für Entfaltungsmöglichkeit, für Ablehnung von Gleichmacherei: zur Befreiung müssen sich Wahlmöglichkeiten erschlossen werden. Häufig stellen sich die Fragen nach der Überwindung von Grenzen, nach der Änderung von Sichtweisen, nach Wendepunkten und nach Richtungs-änderung. Welche Freiheiten gestehe ich mir selbst zu? Welche muss ich mir erkämpfen? Wo muss ich mich befreien, wovon und wofür? Wohin driftet die Gesellschaft, an welchem Punkt muss ich für Freiheit eintreten?

Freiheit und Begrenzung bedingen einander. Freiheit und Verantwortung verlangen nach Bewegung, nach Richtungsänderung, nach Korrektur und ständigem Wandel und sie haben viele Gesichter.

Nichts Glattes, nur Krummes, lauter Knicke...“ - das Handwerk der Freiheit.

Ort Aufstellung:

Der Ort der Aufstellung steht derzeit noch nicht fest. So die Skulptur Form annimmt, werde ich sie an verschiedenen Orten in Dresden vorstellen und an einer öffentlichen Stelle um Präsentation bitten.

Text über künstlerische Arbeit:

Die schöpferische, bildhauerische Auseinandersetzung steht im Gegensatz zu meiner eher verkopften, problemzentrierten Arbeit als Sozialpädagoge. Sie spricht andere Seinsebenen des Lebens an und verhilft mir zu einer Balance. Als Bildhauer arbeite ich sowohl mit abtragenden als auch mit aufbauenden Verfahren. Momentan beschäftige ich mich vorrangig mit den Materialien Wachs/ Bronze und Holz. Ich arbeite figürlich sowie auch abstrakt.

Als gelernter Tischler habe ich eine besondere Verbindung zum Werkstoff Holz. Holz ist mein Element: lebenspendend, nachwachsend, gut formbar. „Seit Urzeiten hat sich die Geschicklichkeit der menschlichen Hand an der Arbeit mit Holz entwickelt, so sehr, dass man sagen kann: Die Beziehung zum Holz gehört zur menschlichen Natur; die Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Holz ist ein Grundelement der menschlichen Körpergeschichte ebenso wie der Geschichte menschlicher Kunstfertigkeit.“ Joachim Radkau¹

Ich arbeite sowohl aus dem Stamm heraus, als auch mit von mir vor geleimten Holzquadern, die ich im Schaffensprozess variabel verändern kann. Ich kann also an der werdenden Skulptur jederzeit „anbauen“. Durch Holzverbindungen wie Zapfen oder Verschraubungen können die Skulpturen zu raumgreifenden Objekten anwachsen.

Auf der Suche nach Formen erkunde ich mir bewusste oder am Rande des Bewusstseins stehende Emotionen. Empfindungen zu kanalisieren und diesen Gestalt zu geben, sich auf eine offene, nicht zielorientierte Reise einzulassen und den Dingen im Entstehungsverlauf nachzuspüren, erlebe ich immer wieder als einen spannenden Prozess. Diesem Raum zu geben, eine größere Wachheit zu entwickeln, um dem inneren Widerhall nachzuspüren, aufmerksam den Ablauf zu verfolgen, sich punktuell aus diesem herausziehen und die Arbeitsstände auf sich wirken lassen, ist für mich ein faszinierender, künstlerischer Lernprozess. Zum rechten Moment den Schaffensprozess zu beenden, Strukturen unfertig stehen zu lassen, wenn sie noch offen, kraftvoll, ja auch widersprüchlich wirken, … das sind Punkte die mich herausfordern und reizen, diesen begonnenen Weg weiterzugehen.

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